Viele Sprachen gibt es: Italienisch, Deutsch, Französisch, Englisch, Spanisch. Die Reihe würde lang, wollte ich alle aufzählen, – doch bei dieser Ausstellung rede ich nicht mit Worten, sondern in Bildern – und hoffentlich klar und verständlich, denn Dichtung, Malerei, Musik und Tanz, alle diese verschiedenen Ausdrucksformen sind Verständigungsmittel. Zwar kann man auch Selbstgespräche führen, doch ich möchte Ihnen als Ansprechpartner einen Teil meiner Welt schenken.
Bilder sind für mich das Tagebuch der Begegnungen. Wenn mich ein Erlebnis berührt, setzen sich die Schwingungen der Seele in meinen Werkzeugen fort. Stift, Pinsel und Schere werden zur Verlängerung der Hand. Eindrücke nehmen in dem Bild Gestalt an. Linien sind nie gleichmässig breit. Da ist ein kraftvolles Ansetzen, ein leichtes Abheben, Kreise schwingen aus dem Handgelenk und formulieren sich auf dem Papier. Linien wachsen zu Flächen aus, öffnen sich, und der schwarze Denkanstoss in Papier erweitert sich zur Farbe und gestaltet sich weiter im Aquarell als Verschmelzung von Grafik und Malerei.
Meine Bilder leben aus dem ganzen Menschen im Tanz der Linien, aus der Musikalität von Rhythmus und Komposition. Oft formuliert sich gleichzeitig ein Gedicht zur Einheit von Wort und Bild. Aus allem spricht Symbolik, die aus der Meditation im Schaffensprozess entsteht, Kreise als Zeichen der Vollkommenheit, Symbolik der Zahlen, christliche Zeichen, usw.
Ich gehe noch einen Schritt weiter: Schauen Sie sich ihre Mitmenschen an! Sie sprechen auch ohne Worte – mit den Augen, mit ihren Gesten, ihrer Körperhaltung. Wir sind von Schriftsymbolen, Verkehrssymbolen und vielen anderen umgeben. Ist nicht die ganze Welt Symbol für etwas?
Ich wünschte mir, dass auch Sie einen Teil Ihrer selbst in meinen Bildern finden, sie sind Handschrift der Herzens.
Wo liegt der Unterschied zwischen Kunsthandwerk und Kunst? Das Kunsthandwerk gestaltet schöne Objekte für eine bestimmte Zeit.
Die Kunst beinhaltet zusätzlich die Schwingungen der Seele, die auch nach Jahrhunderten noch weiterschwingen und uns berühren.
Ursula Vögtlin-Breitgraf